Ronny und sein Seelenfutter – die Geschichte eines außergewöhnlichen Kochbuchs… „Dieses Buch passt in keine Schublade!“

Ronny Loll ist seit mehr als 25 Jahren Koch und er rastet nicht. Vielmehr wandert er durch viele Küchen und Länder und ist immer auf der Suche nach etwas Neuem. Was er von Sarah Wiener gelernt hat: Beschäftige Dich mit deinem Umfeld. Was gibt es dort, was wächst dort, welche Produzenten machen welches Produkt besonders gut und wie findet man sie.

Was war die Idee hinter Seelenfutter? Was hat Dich veranlasst, dieses Projekt in Angriff zu nehmen?
Ich wollte mit Seelenfutter wieder etwas Gleichgewicht in den Kochbuchmarkt bringen. Nichts gegen gesunde Ernährung, aber ich denke, dass eine befriedete Seele auch zur Gesundheit gehört. Es sollten Gerichte werden, die eine Geschichte zu erzählen haben. Vielleicht vergessene Rezepte aus Omas Küche. Gerichte mit denen wir schöne Momente und Emotionen verbinden. Gerichte, die uns glücklich machen, die uns erden, wenn es wieder einmal zu hektisch wird und Gerichte, die es schaffen, uns zu trösten, wenn für uns die Welt zusammenbricht.

Und all das kann ein Kochbuch leisten?
Ja. Gutes Essen schafft das. Welche Dynamik die Produktion später entwickelte, konnte ich am Anfang noch gar nicht absehen. Mit „Seelenfutter“ habe ich bei meinen Mitautoren offene Türen eingerannt. Jeder Kochende schüttete sein Herz aus, kochte seine heimlichen Familienrezepte und erzählte die Geschichten dazu. Mit Meta durften wir Originalkäsefondues in Zürich genießen, mit Antje mit den Füßen in der Nordsee Krabben essen. Ich denke da gern dran zurück: An Andreas, der Windbeutel in Bayreuth erschafft, die für mich den Himmel berühren oder an Ulf, der mir zeigte, was Seelenfutter für einen verkappten Wikinger in der Normandie bedeutet.

Für wen ist Seelenfutter gemacht? Wer wird Freude an diesem Buch haben?
Für alle, die gutes Essen, kreatives Kochen, emotionale Geschichten oder einfach nur mitreißende, fantastische Fotografie lieben. Es gibt viele einfache Rezepte für Kochanfänger, aber auch ambitionierte für Kochenthusiasten. Jedes Gericht erzählt seine Geschichte. Und das wunderbar bildgewaltig. Selbst wenn man nicht kochen mag, ist es das richtige Buch für einen wunderschönen Abend mit einem Glas Rotwein vor dem Kamin.

Irgendwie wirkt Seelenfutter herrlich anachronistisch: Nirgends werden Kalorien gezählt, dazu gibt es ganz viele alte Rezepte. Ist es trotzdem ein modernes Buch, das in die Zeit passt?
Mein Ziel war: Ein Buch, das nicht bevormundet, das alte Rezepte aus Omas Küche für die Nachwelt bewahrt. Ihre Küche war nun einmal für uns alle die beste. Das aber auch neu interpretiert werden darf und muss. Ein Buch, das zum Diskutieren anregt, da Familienrezepte zwar ähnlich heißen, oft aber ganz anders gekocht werden. Ein Buch, bei dem man tief in das Leben der Köche eintauchen darf und eines, welches man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Für das Buch bist Du durch halb Europa getourt: Uckermark und Bayrischer Wald, Normandie und Nordseeküste. Warum dieser Riesenaufwand? Hätte man die Rezepte nicht auch einfach in einem Fotostudio zubereiten und fotografieren können?
Sicher kann man ein Kochbuch auch mit Rezepten aus dem Internet füllen und dann im Studio fotografieren. Aber wozu? Wir (der Verlag und ich) waren uns aber ganz sicher, dass ein Buch mit dem Thema Seelenfutter auch Seele enthalten muss. Diese findet man nicht im Internet und kann man auch nicht im Studio erschaffen. Seele muss man vor Ort erleben, riechen, sehen und schmecken. Man muss sie erleben, um sie authentisch in ein Buch zu bringen. Die Reise mit Jigal Fichtner, unserem Fotografen, war kulinarisch, emotional und menschlich so schön, dass ich sie nie vergessen werde. Hier war der Weg das Ziel und man kann das im Buch sehr gut nachempfinden. Allein die Geschichten, die wir links und rechts neben der Strecke erlebten, würden ein eigenes Buch füllen. Ich bin dankbar, dass Team Tietge so etwas möglich macht und selbst einfach ein bisschen verrückt ist. Das macht vieles leichter. ;-)

Was ist dein ganz persönliches Lieblings-Rezept in diesem Buch?
Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten…Tut mir leid, aber ich habe drei Lieblingsgerichte. Als Erstes: die Patacon (Kochbanane mir drei Sorten Fleisch und Mayonnaise) unseres Au-pairs Anghie aus Kolumbien. Als Zweites: die Dim Sum von Marcel, der diese immer mit Freunden nach einer durchzechten Nacht von seiner Mutter gemacht bekam und als Drittes: der Apfelpfannkuchen der Oma Else von Stefan Wiertz. Ich habe in meinem Leben noch nie einen solch genialen Apfelpfannkuchen essen dürften. Allein für dieses Rezept lohnt sich das Buch.

Stimmt es, dass Seelenfutter beim Deutschen Kochbuchpreis vor allem deshalb nicht ausgezeichnet wurde, weil es eben in keine Kategorie passte?
Ja das stimmt so. Die Jury war begeistert vom Buch, da es eben so anders war. Es handelt sich eben nicht nur um eine Rezeptsammlung, sondern geht das Thema Rezepte und Kochen ganz anders, tiefgründiger an. So passt es eben in keine Schublade und konnte daher nicht berücksichtigt werden. Eigentlich ist das dann ja schon eine Auszeichnung ;-)

 

Auf der Suche nach gekochtem Glück und echten Lieblingsgerichten

Seelenfutter

Für Seelenfutter hat Ronny Loll sich auf die Reise gemacht und 20 Freunde und Weggefährten aufgesucht, um von ihnen ihr ganz persönliches Seelenfutter kennenzulernen. Von dieser Reise bringt Ronny Sarah Wieners Saftgulasch, Lucki Maurers Rindertafelspitz, Antje de Fries Stubenkücken-Ragout und die Quarkbällchen seiner eigenen Oma mit. Das Ergebnis sind 80 fantastische Familien- und Lieblingsrezepte, die eines verbindet: Liebe ist die wichtigste Zutat.

Seelenfutter
288 Seiten
80 Rezepte, Hardcover mit zahlreichen Abbildungen
29,80€
ISBN: 978-3-949346-00-2

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